Im Jahr 1902 begann am Alsen-Platz ein kleines Büro für technische Industriearbeit unter der Leitung von Ing. Robert Ardelt († 3.11.1925 in Eberswalde) seine Tätigkeit und entwickelte sich bis zum II. Weltkrieg zu einem Unternehmen mit 8000 Mitarbeitern. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 begann die Zusammenarbeit der Firma Ardelt mit dem Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt. Die Produktion von Waffen und Munition wurde kurz nach der Machtergreifung der Faschisten forciert. 1934 begannen die Bauarbeiten für ein neues Werk unter dem Decknamen “Sägewerk” auf dem Gelände des heutigen Binnenhafens. Desweiteren entstand die Märkische Stahlformwerk GmbH (MSW), eine Tochtergesellschaft, am Hohenzollern-Kanal (heute Oder-Havel-Kanal).
Aufgrund der Einberufungen zum Kriegsdienst verringerte sich die Stammbelegschaft der Ardelt-Werke. Dies wurde durch den Einsatz von zugewiesenen Zwangsarbeitern ausgeglichen.
1944 betrug der Anteil der Zwangsarbeiter etwa 3000 bei insgesamt 7000 Beschäftigten in beiden Werken in Eberswalde. Sie wurden in mehreren Lagern in unmittelbarer Nähe des Unternehmens untergebracht. Im Jahr 1943 genehmigte die Rüstungskommission III des Reichsministers für Bewaffnung und Munition den Bau eines weiteren Lagers am Bahnhof Eisenspalterei. Ab dem 5. September 1944 wurde das Lager Eberswalde zum Außenlager des KZ-Ravensbrück.
Im April 1942 wurden in das „Waldlager Britz“ 450 ungarische jüdische Bürger, 223 russische und französische sowie 100 polnische Kriegsgefangene eingeliefert. Dazu kamen aus dem Zivilbereich 106 Franzosen, 66 Niederländer und 126 weibliche Ostarbeiter. Für den April 1943 werden nur noch 205 ungarische jüdische Bürger ausgewiesen, deren Zahl im Juni 1943 auf 171 sank. Einen Monat später ist kein ungarischer Jude mehr ausgewiesen. Für den Monat Februar 1945 wird die Lagerstärke mit 1495 angegeben.[1] Am 27. August 1943 wurden 205 Juden aus einem Arbeitslager in der Nähe der Märkischen Stahlformwerk GmbH, einer Tochtergesellschaft der Ardelt-Werke (Standort am heutigen Binnenhafen), in das KZ Auschwitz-Birkenau transportiert und in den Gaskammern ermordet.[2]
Die Ardelt-Werke gingen nach Neugründungen in Westdeutschland an die Krupp AG über. Der Standort in Eberswalde ging 1958 im VEB Kranbau Eberswalde auf. Nach der Wiedervereinigung wurde das Unternehmen KE Kranbau Eberswalde genannt. Seit 2008 trägt das Unternehmen wieder seinen ursprünglichen Namen Ardelt und hat seinen Sitz in Eberswalde. Eine angemessene, systematische Aufarbeitung der Ausbeutung jüdischer Arbeitskräfte ist bis heute nicht erfolgt.
Der Eberswalder Jugend- und Kulturverein Exil e. V. engagiert sich für die Aufarbeitung der Geschichte des Zwangsarbeitslagers und konnte zwei der ehemaligen Lagerbaracken vor dem Verfall retten. Dafür und für den Einsatz des Vereins zur Bewahrung der jüdischen Geschichte Eberswaldes wurde der Verein 2024 mit dem Obermayayer Award ausgezeichnet.











