Im Jahr 1902 begann am Alsen-Platz ein kleines Büro für technische Industriearbeit unter der Leitung von Ing. Robert Ardelt († 3.11.1925 in Eberswalde) seine Tätigkeit und entwickelte sich bis zum II. Weltkrieg zu einem Unternehmen mit 8000 Mitarbeitern. Die Firma Robert Ardelt & Söhne wurde von Robert Ardelt und seinen Söhnen Max, Paul, Robert Dr. (ab 1911) und Rudolf (ab 1919) betrieben. 1904 wurde eine Maschinenfabrik in der Eisenbahnstraße 38 eröffnet und ab 1911 begann der Ausbau des Betriebs auf dem heutigen Gelände an der Heegermühler Straße Boldtstraße. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 begann die Zusammenarbeit der Firma Ardelt mit dem Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt, insbesondere für die Produktion von Granaten. Nach einer Zwangspause in den 1920er Jahren wurde die Produktion von Waffen und Munition kurz nach der Machtergreifung der Faschisten wieder aufgenommen. 1934 begannen die Bauarbeiten für ein neues Werk unter dem Decknamen „Sägewerk“ auf dem Gelände des heutigen Binnenhafens. Es entstand die Märkische Stahlformwerk GmbH (MSW), eine Tochtergesellschaft, die speziell für die Herstellung von Artilleriegranaten gegründet wurde, am Hohenzollern-Kanal (heute Oder-Havel-Kanal). Von 1938 bis 1939 wurde ein weiterer Firmenkomplex für Leichtmetallverarbeitung und Maschinenbau in Breslau-Masselwitz errichtet. Anfangs wurden 30,5-cm-Mörsergranaten hergestellt, später erfolgte die Produktion für die Luftwaffenrüstungsindustrie. Im Breslauer Zweigbetrieb wurden auch Ausrüstungsteile für die V-Waffen (V-1-Rakete A 4 u. V-2-Flugkörper Fi 103) hergestellt. Ardelt produzierte außerdem Munition in Rothau (Rotava, bis 1939 Tschechoslowakei) und Craiova (Rumänien).
Die Produktion in Eberswalde umfasste: die 3,7-cm, 5-cm und 7,5-cm Panzerabwehrkanone (500 St./Monat), Lafetten für Panzerabwehrkanonen (Pak) und Fliegerabwehrkanonen (Flak), Pontons für den Bau von Pionierbrücken, Torpedoausstoßrohre, Getriebe und Kettenglieder für Panzerfahrzeuge, Selbstfahrlafetten, Raupenfahrzeuge, Panzerkuppeln für die Küstenartillerie, Tellerminen, Seeminen, Leichtmetallteile für den Flugzeugbau.
Neben dieser Produktpalette wurden auch Granatenkörper hergestellt. Die durchschnittliche Monatsproduktion betrug 80.000 Stück 8,8-cm-Granaten und 80.000 Stück 7,5-cm-Granaten. In geringer Stückzahl wurden auch 15-cm-Granaten und Gehäuse für Fliegerbomben produziert. Ingenieure des Werks waren regelmäßig bei den Abschüssen der V-Waffen in Peenemünde dabei.
Das Stammwerk Eberswalde erzielte 1944 einen Jahresumsatz von 74,7 Millionen Reichsmark (RM), das Stahlformwerk 18,4 Millionen RM und das Werk in Breslau 4,27 Millionen RM.
Aufgrund der Einberufungen zum Kriegsdienst verringerte sich die Stammbelegschaft. Dies wurde durch den Einsatz von zugewiesenen Arbeitskräften ausgeglichen, zunächst Sudetendeutsche und ab Oktober 1939 Zwangsarbeiter aus Polen. Der Einsatz von Zwangsarbeitern nahm schnell zu. 1940: 1200 polnische Männer und Frauen Juni 1941: 1030 männliche Zwangsarbeiter September 1943: 2775 Sie stammten aus Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, der Sowjetunion und Tschechien.
1944 betrug der Anteil der Zwangsarbeiter etwa 3000 bei insgesamt 7000 Beschäftigten in beiden Werken in Eberswalde. Sie wurden in mehreren Lagern in unmittelbarer Nähe des Unternehmens untergebracht. In Breslau wurden sowjetische Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Jahr 1943 genehmigte die Rüstungskommission III des Reichsministers für Bewaffnung und Munition den Bau eines weiteren Lagers am Bahnhof Eisenspalterei. Es sollte ein festes Gebäude zur Unterbringung von 1.000 Arbeitskräften errichtet werden, wobei der erste Teilabschnitt für 650 ausländische Arbeitskräfte und 200 deutsche Arbeiter sofort umgesetzt wurde. Der Baubeginn war der 16. August 1943. Am 5. November 1943 informierte der Baubevollmächtigte den Regierungspräsidenten, dass das Projekt um drei Baracken für zusätzliche 260 Arbeitskräfte erweitert wurde. Der Regierungspräsident stimmte am 15. November baupolizeilich jedoch nur den Baracken I und II zu. Denn die Baracke III hatte einen zu geringen Abstand zur Baracke I (12 Meter) und befand sich zudem zu nahe am Splittergraben. Die Baracken I und II sind die beiden Gebäude am nordöstlichen Ende des Lagergeländes, die heute noch weitgehend im Originalzustand erhalten sind. Die Baracke III ist auf dem Luftbild vom 30. Mai 1944 nicht mehr vorhanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein neues Werk in Wilhelmshaven und Osnabrück gegründet. Hier wurden zwischen 1951 und 1954 insgesamt sechzehn Lokomotiven für die Dänische Staatsbahn gebaut, wobei der Schwerpunkt auf dem Kranbau lag. Das Werk ging später an die Krupp AG über und wurde nun als Krupp-Ardelt GmbH bezeichnet. Ab 1958 hieß es VEB Kranbau Eberswalde und war Teil des TAKRAF-Verbunds, unter dessen Namen auch Hafenkrane verkauft wurden. Nach der Wiedervereinigung wurde das Unternehmen KE Kranbau Eberswalde genannt. Seit 2008 trägt das Unternehmen wieder seinen ursprünglichen Namen Ardelt und hat seinen Sitz in Eberswalde.