Legende vom Gottesmord

Die Beschuldigung des Gottesmords gegen die Juden ist ein schwerwiegender Vorwurf, der von christlicher Seite erhoben wurde. Dieser Vorwurf bezieht sich auf die Kreuzigung Jesu als Gottesmord.Die Juden haben Jesus, der als göttlich betrachtet wird, getötet. Historisch ist nur gesichert, dass Jesus unter Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter in Judäa, gekreuzigt wurde; eine direkte Beteiligung jüdischer Autoritäten an dieser Verurteilung ist umstritten. Die Darstellung des jüdischen Anteils an der Verurteilung Jesu in den Evangelien basiert auf christlich theologischen Konstruktionen historischer Ereigniss

Vor dem Hintergrund Annahme, dass nach der jüdischen Tradition den wahren Propheten Ablehnung und Tod auszeichnen, wurde dann der Tod Jesu als Prophetenmord gedeutet und entsprechend narrativ in den Evangelien entfaltet. Das Neue Testament bleibt darin der Logik der Hebräischen Bibel verpflichtet.
In der antiken Theologie begünstigte dann der damals so verstandene Geschichtsbeweis, dass Gott die Juden für die Kreuzigung Jesu mit der Zerstörung des Tempels und der Stadt Jerusalems bestraft habe (70 n. Chr.), die Tradierung des antijüdischen Topos, die Juden hätten Jesus Christus gekreuzigt, wobei man von einer kollektiven Schuld-übernahme ausging.

Als Mörder des Herrn, die sich mit ihrem Vorgehen gegen Jesus an Gott selbst vergriffen haben, war den Juden aus christlicher Perspektive nichts mehr heilig. Aufgrund ihres vermeintlichen Verbrechens galten sie als sittlich verkommen, so dass ihre minderwertige Stellung in der christlichen Gesellschaft mehr als gerechtfertigt schien. Die christliche Lehre entwickelte dann den Vorwurf des Herrenmords weiter zu einem Vorwurf des Gottesmords. Diese Anschuldigungen gegen die Juden führten zu feindlichen Handlungen während des ersten Kreuzzugs und wurden in Legenden über Hostienfrevel und Ritualmord weiter verstärkt.

Obwohl sich die Katholische Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil 1965 positiv zum Judentum äußerte, wurde der Gottesmordvorwurf nicht explizit zurückgewiesen.

Heute taucht die Gottesmordlegende häufig in etwas abstrahierter Form auf und beschuldigt die Juden wahlweise als Jünger Satans, „Soros-Jünger“, Diener des Mammons oder Globalisten. Gesellschaftliche Entwicklungen, die in vielen Erdteilen zu einem Bedeutungsverlust religiöser Institutionen oder einem Aufbegehren gegen theokratische Regime führen, werden so mit dem angeblichen dunklen, satanischen Wirken der Juden erklärt.

 

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