Die Funktion von Sexualität im Judentum
Sexualität ist ein Thema, das unterschiedlich interpretiert wird, auch innerhalb der bedeutenden Weltreligionen. Das Jüdische Museum Berlin widmet sich in einer Ausstellung den Normen, Einstellungen und Entwicklungen innerhalb des Judentums. Die Ausstellung mit dem Titel „Sex. Jüdische Positionen“ ist bis zum 6. Oktober 2024 zugänglich. In Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Kulturviertel in Amsterdam werden etwa 140 Skulpturen, Gemälde, Fotografien und historische Dokumente von 50 Künstler*innen präsentiert. Die Exponate stammen aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Israel, Europa und Nordamerika.
In der Ausstellung wird untersucht, welche Bedeutung Sexualität im Judentum hat. Dabei werden Positionen aus traditionellen Schriften berücksichtigt, in denen auch „Heiliger Sex als Annäherung an Gott“ thematisiert wird, sowie neuere Texte und der Umgang mit Themen wie Homosexualität oder trans Identitäten. In Kapiteln wie „Pflicht und Vergnügen“, „Kontrolle und Begehren“, „Sexualität und Macht“ oder „Erotik und das Göttliche“ werden orthodoxe Ansichten den Entwicklungen bei liberalen jüdischen Gemeinschaften gegenübergestellt.
Provozierende Artefakte
Ein Alien hängt vom gläsernen Dach, das den Innenhof des Jüdischen Museums überspannt. Es handelt sich um ein bunt gehäkeltes Knäuel aus Brüsten, Penissen und Vulven in unterschiedlichsten Formen und Größen, aus dem überall Körpersäfte herauszutropfen scheinen. Aus dem wollenen Chaos mit dem Namen „Tumtum“ schauen Augäpfel hervor, die sexuelles Verlangen ausdrücken. In Gil Yefmans Installation sind Körper, Identität und Lust untrennbar miteinander verbunden. Die Botschaft des Kunstwerks lautet, dass Sexualität komplex und facettenreich ist. Sie lässt sich nicht auf einfache Kategorien reduzieren – eine Erkenntnis, die tief in der Geschichte verwurzelt ist, insbesondere im Judentum.
Der Titel der Ausstellung spielt mit den variierenden Auffassungen von Sexualität im Judentum. Moderne und zeitgenössische Kunst, traditionelle Artefakte, Filme sowie moderne Medien veranschaulichen die unterschiedlichen jüdischen Positionen, die seit Jahrhunderten im Rahmen der rabbinischen Literatur diskutiert werden. Von der zentralen Bedeutung von Ehe und Fortpflanzung über Begehren, Tabus und die Infragestellung sozialer Normen bis hin zur Erotik der Spiritualität präsentiert „Sex. Jüdische Positionen“ das Spektrum jüdischer Haltungen und verdeutlicht die Relevanz traditioneller Debatten für gegenwärtige jüdische Perspektiven auf Sexualität.