Tisha B’Av

Was ist Tisha B’Av?
Tisha B’Av, der 9. Tag des Monats Av (12.-13. August 2024), ist der traurigste Tag im jüdischen Kalender, an dem Juden fasten und beten. Er ist der Höhepunkt der Drei Wochen, einer Zeitspanne, in der Juden der Zerstörung des Heiligen Tempels in Jerusalem gedenken.

Was geschah am 9. Av?
1313 v.d.Z.: Die von Moses ausgesandten Kundschafter kehrten mit erschreckenden Berichten aus dem Gelobten Land zurück, und die Israeliten scheuten die Aussicht, das Land zu betreten. Gott ordnete an, dass sie 40 Jahre lang in der Wüste umherwandern sollten. (Mos 4.13, hier fehlt eine Datumsangabe, aber die jüdische Tradition ordnet dieses Ereignis dem 9. Av zu)
Beide Heiligen Tempel in Jerusalem wurden am 9. Av zerstört. Der Erste Tempel wurde 586 v.d.Z. von den Babyloniern niedergebrannt. Der Zweite Tempel fiel 70 u.Z. in die Hände der Römer, was eine Zeit des Leidens auslöste, von der sich unser Land nie ganz erholt hat.
Der Bar-Kochba-Aufstand gegen die Römer im Jahr 135 u.Z. endete mit einer Niederlage: Die Juden von Betar wurden am 9. Av abgeschlachtet und der Tempelberg wurde 136 u.Z. ebenfalls am 9. Av gepflügt (Talmud Bavli, Traktat Ta’anit) .
Weitere schwerwiegende Unglücksfälle in der gesamten jüdischen Geschichte fielen mit dem Neunten Av zusammen, darunter die Vertreibung aus Spanien 1492, der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 und die Massendeportation von Juden aus dem Warschauer Ghetto 1942.

Wie wird 9 Av begangen?
Das Fasten beginnt bei Sonnenuntergang am 8. Av und endet bei Einbruch der Dunkelheit in der folgenden Nacht (um einen Tag verschoben, wenn 9 Av auf den Schabbat fällt). Während dieser Zeit dürfen Juden
weder essen noch trinken
kein Lederschuhwerk tragen
baden oder sich waschen (nur bis zu den Knöcheln, wenn es die Halacha vorschreibt)
Salben oder Cremes auftragen
eheliche Beziehungen oder irgendeine Form von Intimität zu pflegen
auf einem normal hohen Stuhl sitzen, bis Chatzot (der Zeitpunkt, an dem die Sonne ihren Scheitelpunkt erreicht hat) die Tora zu studieren (mit Ausnahme der „traurigen“ Teile, die von der Zerstörung der Tempel usw. handeln)
Geschenke zu machen
sich gegenseitig grüßen (man darf jedoch auf Grüße antworten)
Ausflüge, Reisen oder ähnliche vergnügliche Aktivitäten unternehmen
schöne, festliche Kleidung tragen

Was Juden tun
Ab dem Mittag des 8. Av beschränken Juden ihr Torastudium auf die wenigen erlaubten Themen, die trauriger Natur sind oder sich auf die Zerstörung der Tempel beziehen.
Dann, am späten Nachmittag, wird eine „Trennungsmahlzeit“, seudah hamafseket, gegessen. Sie besteht aus Brot und einem hart gekochten Ei, das in Asche getunkt wird, dazu gibt es Wasser. Diese Mahlzeit wird allein, auf einem niedrigen Hocker sitzend, eingenommen.
Die Mahlzeit muss bis zum Sonnenuntergang beendet sein, wenn alle Gesetze von Tisha B’Av in Kraft treten.
Der Abendgottesdienst zu Tisha B’Av findet in der Synagoge statt, wo die Lade von ihrem dekorativen Vorhang befreit und die Lichter gedämpft werden. Auf das Abendgebet folgt das Singen der Eichah (Klagelieder).
Das Morgengebet wird ohne Tallit und Tefillin abgehalten, da beides als Schmuck gilt. Den größten Teil des Vormittags nimmt die Lesung der Kinot ein, Elegien über die verschiedenen Tragödien, die dem jüdischen Volk widerfahren sind.

Arbeiten ist an Tisha B’Av erlaubt, aber nicht erwünscht. An diesem Tag sollte man sich auf die Trauer und die Reue konzentrieren. Wenn man arbeiten muss, sollte man am besten nach dem Mittag damit beginnen.
Es ist üblich, an Tischa B’Av, wie an jedem Fasttag, zusätzliche Almosen zu geben.
Nach dem Mittag ist es erlaubt, auf Stühlen zu sitzen, und während des Nachmittagsgebets werden Tallit und Tefillin getragen.

Nach dem Fasten
Wenn die Nacht hereinbricht, soll man vor dem Fastenbrechen die Netilat Yadayim (Händewaschen) durchführen. Es ist auch üblich, zu diesem Zeitpunkt Kiddusch Levanah zu verrichten, um die Wiedergeburt des Mondes und die erhoffte nationale Wiedergeburt zu feiern.
Der Tempel wurde am Nachmittag des 9. Av in Brand gesetzt, und er brannte bis zum 10. Daher gelten die Einschränkungen der Neun Tage (z. B. kein Fleisch essen, nicht rasieren, Haare schneiden, heiraten) bis zum Mittag des 10. Av.

Die Freude in der Traurigkeit
Auch wenn Juden trauern, gibt es ein Element der Freude und des Trostes. Die Lesung aus dem Buch Eicha schließt mit dem Vers: „Erwecke uns wieder zu Dir, o Herr, dass wir wiederhergestellt werden! Erneuere unsere Tage wie in alten Zeiten“ (Jer 30.20 und Jer Jer 31.18). Es ist kein Zufall, dass die Torah diesen Tag als Mo’ed, als Feiertag, bezeichnet und das Tachanun (Bußgebet) an diesem Tag nicht gesprochen wird.

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