Der Zentralrat der Juden kritisiert Uffa Jensen, den neuen Antisemitismusbeauftragten der TU Berlin, scharf. Jensen weist hingegen die Vorwürfe zurück.
In einer Pressemitteilung des Zentralrats der Juden wird Uffa Jensen, Historiker und Experte für Antisemitismus an der Technischen Universität Berlin (TU), ins Visier genommen. Der 55-jährige Jensen wird beschuldigt, gegen die IHRA-Definition von Antisemitismus zu sein und daher als Antisemitismusbeauftragter ungeeignet zu sein.
IHRA-Definition von Antisemitismus umstritten
Die IHRA-Definition ist weit verbreitet, aber viele lehnen sie ab, da sie den Antisemitismusbegriff auf Kritik an Israel ausweitet. Jensen wird zudem verdächtigt, die BDS-Bewegung, die zum Boykott Israels aufruft, zu relativieren. Der Zentralrat wirft ihm auch vor, die „Hamas-Parole ‚From the River to the Sea'“ nicht ausreichend zu verurteilen. Die Schlussfolgerung laut Pressemitteilung: Mit dieser Personalentscheidung würden Linksextremen und Hamas-Sympathisanten Tür und Tor geöffnet.
Der Zentralrat wirft dem Historiker Jensen nicht nur vor, als Antisemitismusbeauftragter ungeeignet zu sein, sondern auch als Unterstützer von Hamas und Linksextremisten.
Die Präsidentin der TU Berlin, Geraldine Rauch, hatte Jensen am Montag ernannt. Sie betonte die Bedeutung des Engagements gegen wachsenden Antisemitismus im Land. Jensen wird für seine Expertise in der Antisemitismusforschung und seine herausragende Lehrtätigkeit gelobt. An der TU Berlin ist das renommierte Zentrum für Antisemitismusforschung angesiedelt, dessen Vizedirektor Jensen ist.
Jensen weist die Vorwürfe zurück
Der Zentralrat stützt seine Vorwürfe unter anderem auf ein SWF-Interview. Dort äußerte Jensen, dass „From the river to the sea, Palästina will be free“ nicht zwangsläufig antisemitisch sei, da es auch einen gemeinsamen Staat bedeuten könnte. Er kritisierte zudem „Linke aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft“, die Israel mit Übeln wie Ausbeutung und Kolonialismus in Verbindung bringen. Diese Differenzierung scheint dem Zentralrat jedoch nicht auszureichen.
Jensen sieht den Angriff als politischen Konflikt um unterschiedliche Positionen zu Israel und antisemitischen Einstellungen. Er hält die IHRA-Definition von Antisemitismus als Wahrnehmung für problematisch und unterstützt die „Jerusalem Declaration On Antisemitism“, die eine klare Abgrenzung von Antisemitismus und Kritik an Israel anstrebt.
Jensen tritt Amt an
Trotz der Vorwürfe entschied Jensen, sein Amt anzutreten. Das TU-Präsidium sieht keinen Grund zur Rücknahme seiner Ernennung. Jensen hält es für richtig, dass Antisemitismusbeauftragte nicht zwingend jüdischer Herkunft sein müssen. Er baut ein Team auf, darunter jüdische Studierende, um vertrauensvolle Arbeit zu gewährleisten.
Jensen vermeidet direkte Kritik am Zentralrat, weist aber den Vorwurf, Hamas-Sympathisant zu sein, zurück.